Einbrüche: Wenn der Spülkasten zum Safe mutiert!

08.08.2014

Über 16.500 Einbruch-Diebstähle wurden letztes Jahr in Österreich registriert. Unnötig viele, wie der Verband der Versicherungs-Unternehmen Österreichs (VVO), das Bundeskriminalamt und das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) meinen. Viele Österreicher unterschätzen nämlich sowohl das Einbruchsrisiko als auch den Wert der Gegenstände in den eigenen vier Wänden. Zudem sind Sicherheitsmaßnahmen häufig unzureichend.

16.548 Einbruch-Diebstähle in Wohnungen und Einfamilienhäusern sind 2013 in Österreich angezeigt worden. Das waren 7,1 Prozent mehr als in 2012 mit 15.454 Fällen. Allerdings könnte die Anzahl der Einbruch-Diebstähle um einiges niedriger sein, denn nach wie vor werde es Dieben oft viel zu leicht gemacht, wie der Verband der Versicherungs-Unternehmen Österreichs (VVO) betont.

Die meisten Einbrecher vertrauen auf „ganz simple Tricks“. In der Regel benötigt ein professioneller Einbrecher nur etwa 15 Sekunden, um durch ein ungesichertes Fenster oder eine Terrassentür in ein Objekt einzudringen.

„Bei mir gibt es eh nichts zu holen“ – Irrtum

Nicht immer sind sich aber die Bewohner der möglichen Sicherheitsrisiken – für sich selbst, aber auch für andere – bewusst. Zudem wird der Wert der eigenen Gegenstände gerne unterschätzt. Laut einer aktuellen Erhebung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) zur Verwahrung von Wertgegenständen in Wohnobjekten wird zudem die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Einbruchs zu werden, stark unterschätzt.

Die Studie zeigt, dass sich rund 43 Prozent der befragten Österreicher keine oder nur selten Sorgen darüber machen, dass es zu einem Einbruch kommen könnte.

Zwar gibt es eine erkennbare latente Unsicherheit, so gaben rund 73 Prozent an, sich schon einmal Gedanken über die sichere Verwahrung von Wertgegenständen gemacht zu haben, dennoch setzen viele sinnvolle Sicherungsmaßnahmen oft nicht oder nur unzureichend in die Tat um.

Tricks, die keine sind

Satte 89 Prozent der befragten Personen erachten ein Schließfach außerhalb der eigenen Wohnung als sichersten Ort zur Aufbewahrung von Wertgegenständen. Nichtsdestotrotz werden Verstecke in der eigenen Wohnung von 34 Prozent ebenfalls als sicher angesehen. Bargeld und teurer Schmuck werden folglich in Schubladen, unter dem Wäschestapel oder in Schrankecken deponiert.

Allerdings: „In der Regel kann man davon ausgehen, dass Einbrecher als Wiederholungstäter viel Erfahrung darin besitzen, wo Menschen ihr Hab und Gut verstecken. Scheinbar kreative Verstecke entpuppen sich als schnell entdeckt. Den Zweitschlüssel in der Garage, im Blumentopf oder auf dem Türstock findet jeder“, warnt Dr. Othmar Thann, Geschäftsführer der KfV.

Das gelte auch für Tricks aus den verschiedensten Filmen. „Die Juwelen im Tiefkühlfach oder umhüllt von einem Plastikbeutel schwimmend im Spülkasten sind schon so oft im Fernsehen gezeigt worden, dass diese Verstecke nicht mehr originell sind. Wertgegenstände gehören, wenn sie in der Wohnung aufbewahrt werden, in einen sicher verbauten Tresor“, so Thann.

Schutzmaßnahmen müssen aufeinander abgestimmt sein

„Die Verletzung der Privatsphäre verändert nicht nur das verloren gegangene Sicherheitsgefühl, sie kann auch Auslöser für schwerwiegende psychische Schäden sein, welche oft Jahre andauern können und sogar bis zur Aufgabe der Wohnung und zum Austausch der gesamten Kleidung führen können“, ergänzte Generalmajor Gerhard Lang, Leiter der Strategieabteilung im Bundeskriminalamt.

Dennoch schützen sich sehr viele Menschen erst, wenn bereits eingebrochen wurde, so Lang weiter. Dabei könnten nach Expertenaussagen bereits einfache Präventionsmaßnahmen im Vorfeld das Risiko, Opfer eines Einbruchs zu werden, deutlich verringern.

Diese Maßnahmen seien aber nur dann sinnvoll, wenn sie konsequent angewendet und aufeinander abgestimmt werden. Lang: „Eine Mehrfachverriegelung hindert zwar den Einbrecher daran, das Türschloss zu knacken, wenn jedoch der danebenliegende Lichtschacht nur ungenügend gesichert ist, wird er auf diesem Weg in kurzer Zeit ins Haus eindringen.“

70 Prozent sind Spontantäter

Die Mehrheit der Einbrecher sind übrigens Gelegenheitstäter: „In den meisten Fällen wissen Einbrecher vor der Tat nicht genau, welche Beute sie erwartet. Nur 30 Prozent der Einbrecher sind Plantäter, der Rest entscheidet sich spontan zum Begehen einer Straftat. Ausgewählt werde das Zielobjekt in erster Linie nach dem Entdeckungsrisiko, nach dem Schwierigkeitsgrad, in das Haus eindringen zu können, und dann nach dem Beutewert“, so Othmar Ederer, Vizepräsident des VVO.

Die Sicherheitsexperten des VVO empfehlen folgende Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor Einbrechern:

  • Fenster mit Spezialverriegelung erschweren das Aushebeln. Fenster der Widerstandklasse 2 (WK2) gewährleisten zumindest mehrere Minuten Widerstand.
  • Einbau von Sicherheitstüren, die der ÖNORM B5338 entsprechen (sechs Klassen, Klasse drei wird für den Heimbereich empfohlen).
  • Haus- und Nebeneingangstüren mit vorstehenden Zylindern und abschraubbaren Beschlägen gegen einbruchssichere Schlösser austauschen.
  • Fenster und Terrassentüren schließen. Ein gekipptes Fenster ist für einen Einbrecher genauso ein leichtes Spiel wie ein offenes Fenster.
  • Wichtig ist auch guter Nachbarschaftskontakt. Wer weiß, was vorgeht, kann ungewöhnliche Aktivitäten erkennen und diese der Polizei sofort melden.
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